Zeit in der Natur verbringen. In einer Natur, die sich so ursprünglich anfühlt, so besonders. Einen Moment bleibe ich ruhig stehen, schließe die Augen, dann wende ich den Blick in Richtung blauen Himmel. Ich höre die Blätter im Wind rauschen. Vögel zwitschern, ein Rascheln ganz in der Nähe und spüre die angenehme Kühle des Waldes. Der Geruch von feuchter Erde strömt in meine Nase. Die australische Tierwelt hautnah erleben. Das ist hier möglich. Auf den Inseln, in den Regenwäldern, in den Nationalparks des riesigen Landes.
Über 500 Nationalparks auf einer Fläche von mehr als 28 Millionen Hektar dienen dem Schutz der einzigartigen Flora und Fauna Australiens. Es gibt für uns Europäer viele Tiere zu entdecken, die wir hier zum ersten Mal in freier Wildbahn, wenn nicht sogar überhaupt zum ersten Mal in natura sehen.
Krokodile, Schlangen, Quallen und weiße Haie bleiben uns erspart. Was wir leider nicht sehen, ist ein Schnabeltier und ein Dugong. Auch einem Quokka werden wir nicht begegnen, das Kurzschwanzkänguru kommt nur im Südwesten des Landes vor. Dafür haben wir ein paar weitaus erfreulichere Begegnungen mit der australischen Tierwelt.
Wallabys auf Magnetic Island
Die Insel liegt vor der Küste von Townsville und mehr als die Hälfte von Magnetic Island ist ein Nationalpark und steht somit unter Schutz. Eines der niedlichsten Tiere überhaupt auf unserer Reise ist das Wallaby, eine Art aus der Familie der Kängurus. Und ja, ich gebe es zu, ihr Anblick lässt mich freudig Quietschen. Das Wallaby erreicht eine Größe von etwa 80 Zentimeter plus 60 bis 70 Zentimeter Schwanzlänge und wiegt 12 bis 20 Kilogramm. Die Tragezeit dauert 33 bis 38 Tage, dann kriecht das blind, taub und nackt geborene Junge mit weniger als einem Gramm Gewicht und unausgebildeten Hinterbeinen in den Beutel des Muttertiers. Dort verbringt es die ersten sechs Monate seines Lebens. Und plötzlich sitzt eines dieser Wesen vor uns auf dem Weg und noch eines auf den Felsen. Ich werde einmal kurz beäugt und beschnuppert, dann springt es auch schon weiter. Ui!
Eine Riesenspinne beim Spaziergang durch den Regenwald bei Airlie Beach
Airlie Beach liegt zwischen Cairns und Brisbane, die Whitsunday Islands und das Great Barrier Reef sind nicht weit entfernt. In Australien gibt es über 1.500 Spinnenarten, 30 davon sind giftig. Zwei sind sogar lebensgefährlich für den Menschen. Die Trichternetzspinne mit einer Länge von 1,5 bis 4,5 Zentimetern und die Rotrückenspinne mit ein bis zwei Zentimetern. Auch wenn sie so aussieht, gefährlich ist unsere Entdeckung im Regenwald bei Airlie Beach also nicht, zum Glück! Weitere Exemplare kreuzen nicht meinen Weg, auch das empfinde ich als großes Glück. Pfui, Spinne!
Dingos auf Fraser Island
Der australische Wildhund wurde vor etwa 5.000 Jahren vom Menschen eingeführt und ist heute verwildert. Auf der weltweit größten Sandinsel Fraser Island, um die 190 Kilometer nördlich von Brisbane, leben noch etwa zehn reinrassige Rudel. Eigentlich sind sie ziemlich scheu, doch wir haben Glück und können zwei von ihnen an einem Wasserlauf beobachten. Dabei bleiben sie auf Abstand und behalten sie uns stets im Blick. Ein bisschen fühlt es sich an wie die erste Begegnung mit einem Wolf, die ich noch nie hatte, aber die ich mir in etwa so vorstelle. Ich bin total fasziniert und könnte die Dingos noch ewig beobachten, aber weiter geht es in den Regenwald.
Beim Spaziergang durch den Regenwald, entlang an Bachläufen mit glasklarem Wasser, entdecken wir sogar einen Eisvogel. Ganz klein und leuchtend blau sitzt er auf einem Baumstamm. Fast hätten wir ihn nicht bemerkt. Obwohl er im Vergleich zu seiner Umgebung ein bunter Paradiesvogel ist, aber die Größe macht ihn wohl nahezu unsichtbar.
Pennantsittiche und Koalas in Kennett River
Kennett River ist ein gleichnamiger kleiner Ort an der Küste. Etwa 170 Kilometer westlich von Melbourne an der Great Ocean Road gelegen und der perfekte Ort um Sittiche und Koalas aus nächster Nähe zu beobachten. Hier möchte ich am liebsten nicht mehr weg.
Pennantsittiche habe einen Körperlänge von bis zu 36 Zentimeter. Sie leben paarweise oder in kleinen Gruppen. Die Vögel fressen vor allem Samen und Früchte. In Kennett River sind die Sittiche so an den Menschen gewöhnt, dass sie einfach auf unserer mit Futter ausgebreiteten Hand landen und fressen. Die Krallen piksen dabei nur ein bisschen. Landen gleich zwei von ihnen auf meiner Hand, kommt es schnell zum Streit und einer muss weichen. Als ob es nicht genug Futter für alle gibt …
Noch faszinierender sind die Koalas, denn diese Fellknäuel gibt es nur in Australien. Was für eine Freude sie hier zu sehen! Sie leben in den Eukalyptusbäumen und schlafen bis zu zwanzig Stunden am Tag, das spart Energie. Koalas sind hauptsächlich nachts aktiv, nur zum Fressen von Blättern, Rinden und Früchten vom Eukalyptusbaum, zum Baumwechsel und zur Fortpflanzung wachen sie überhaupt auf. Sie haben an den Händen zwei Daumen und drei Finger, so können sie gut klettern und nach Zweigen greifen. An den Füßen sind die zweiten und dritten Zehen miteinander verwachsen. Zusammen mit einem krallenlosen Daumen können sie damit lästige Zecken entfernen.
Um einen Koala zu beobachten, brauchst du viel Geduld. Da das Tier die meiste Zeit schläft, rührt es sich währenddessen kein bisschen. Erst wenn der Hunger den Koala weckt, beginnt er mit Bewegungen in Zeitlupe nach Zweigen zu greifen und genüsslich zu kauen. Dabei wirkt sein Blick, als würden ihm jeden Moment die Augen wieder zufallen. Das Tier macht den Eindruck als könnte es rein gar nichts aus der Ruhe bringen. Super entspanntes Kerlchen!
Wilsons Promontory National Park und die australische Tierwelt
Der Wilsons Promontory National Park ist die südlichste Spitze von Australien, etwa 160 Kilometer südöstlich von Melbourne. Eine Region mit 1300 Kilometer Küstenlinie, 500 Quadratmeter Fläche und Berge über 700 Meter hoch. Seit 1898 wird im Nationalpark die abwechslungsreiche Landschaft mit uralten Eukalyptuswäldern, weißen Stränden, Sümpfen und Granitbergen sowie die Vielfalt von Tierarten wie Kängurus, Wombats, Wallabies, Emus, Koalas, Possums, Schmetterlinge und Sittiche bewahrt.
Lass das Auto stehen, zieh die Wanderschuhe an und begib dich auf Entdeckungstour. Über 80 Kilometer Wanderwege laden dich ein. Auf geht es in die pure Natur! Morgens kannst du den Tag mit einem Spaziergang am vom Moor dunkel gefärbten Tidal River beginnen. Die aufgehende Sonne taucht die Landschaft, die Wetlands in ein mystisch anmutendes Licht. Die kleine Wanderung endet in der noch einsamen Norman Bay. Dort ziehen Dunstschwaden über das Meer.
Eine tolle Küstenaussicht verspricht der Weg zum Squeaky Beach. Hier lässt es sich wunderbar entspannen auf riesigen Felskugeln. Den Namen hat der Strand aufgrund von runden Quarzsandkörnern, die tatsächlich quietschen, wenn du darüber läufst.
Folge dem Whiskey Bach, überquere eine Sanddüne und du landest am kleinen Traumstrand von Whiskey Bay eingebettet in Felsen und die grüne Landschaft.
Auf dem Lilly Pilly Gully Walk geht deine Wanderung durch einen bunten Mix Wälder: einen Eukalyptuswald, an vielen Farnbäumen vorbei und ein Stück Regenwald.
Beim Prom Wildlife Walk kannst du Kängurus beim Fressen und Springen beobachten. Sie leben außer in Australien noch in Neuguinea. Kängurus sind Pflanzenfresser und in erster Linie in der Dämmerung und nachts aktiv. Bekannt sind sie für die Aufzucht ihres Jungen im Beutel. Die Kleinen werden liebevoll „Joey“ genannt und verbringen nach der Geburt die ersten sechs Monate im Beutel ihrer Mutter.
Nur wenn es einmal schnell gehen soll, bewegen sie sich tatsächlich springend fort. Ansonsten machen sie einen eher gemütlichen Eindruck, wenn sie den Tag im Schatten von Bäumen verbringen oder nachmittags in der Sonne baden. Interessant ist, dass sie sich nicht rückwärts fortbewegen können. Auch Emus, Wallabies und Wombats kreuzen mit ein bisschen Glück deinen Weg.
Wombats sind etwa einen Meter lang und wiegen zwischen 20 und 40 Kilogramm. Tagsüber schlafen sie in ihren Höhlen, die eine Länge von bis zu 20 Meter haben können, in der Dämmerung werden sie aktiv. Ein Junges wächst nach seiner Geburt sechs bis acht Monate im Beutel der Mutter auf. Bist du in der Dämmerung aufmerksam unterwegs, siehst du sie sehr wahrscheinlich herumstreunen und nach Nahrung suchen.
Camping verbindet dich mit der Erde und dem Himmel, mit der australischen Pflanzen- und der Tierwelt. Camping gibt dir die Möglichkeit in Nationalparks zu übernachten, mehr Natur geht nicht. Im Wilsons Promontory kannst du auf dem Campingplatz von Tidal River am flachen Norman Beach übernachten. Das lohnt sich besonders zur Tierbeobachtung der vielen nachtaktiven Arten. Und am Ende eines Tages färbt sich der Himmel in der untergehenden Sonne blaurot, bevor der Mond aufsteigt und der Sternenhimmel funkelt.
Zeit in der Natur verbringen. Mir die Zeit dafür zu nehmen. Mich auf den Moment, die Ruhe, die natürlichen Geräusche einzulassen, diese bewusst wahrzunehmen. Die Gerüche aufzunehmen, die Hitze, Kälte, Feuchtigkeit auf der Haut zu spüren. Australien mit seiner großen Vielfalt an Tieren und Pflanzen ist eine besondere Erfahrung. Die Augenblicke, als ich das erste Mal ein Wallaby, ein Känguru, einen Koala und ein Wombat gesehen haben, sind mir immer noch ganz deutlich in Erinnerung. Dieses Gefühl aus einer Mischung von Neugier, freudiger Erregung, nicht genug kriegen wollen überfällt mich jedes Mal. Ganz schön beeindruckt von der australischen Tierwelt verlasse ich das Land, in dem es mir eine riesen Freude war immer wieder neue Arten zu entdecken und zu beobachten. Noch mehr von ihnen kannst du in Patricks Artikel kennenlernen. Und weißt du was, ein Roadtrip durch Australien ist eine ganz wunderbare Möglichkeit selbst diese Erfahrungen zu machen …
Warst du schon einmal in Australien? Bist du auch so ein Natur- und Tierfan wie ich?
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