Der Geruch von Schnee liegt in der Luft. So sieht sie aus, die perfekte Winterkulisse. Schnee bedeckt die Landschaft, der Fluss ist fast zugefroren, eine rot-weiß-gestrichene Holzhütte schaut zwischen kahlen Bäumen hervor. Die Sonne ist an diesem Tag schon verschwunden, das Licht lässt nach, die Dämmerung bahnt sich ihren Weg ins Land. Am nächsten Tag geht es los mit Schlittenhunden durch Schwedens Winterlandschaft.
Wider erwarten ist es gar nicht so kalt. Gerade einmal um die null Grad und die fühlen sich im hohen Norden nur halb so wild an wie wir sie von eisigen Tagen in Deutschland kennen. Die Landschaft ist weiß, doch es liegt nicht besonders so viel Schnee, eher untypisch für diese Jahreszeit.
Die Tage sind kurz. Es wird erst ab 9:00 Uhr hell und um 15:00 Uhr ist es schon wieder dunkel. Im Schlittenhundecamp in der Nähe von Särna angekommen laden gemütliche Holzhütten zum Übernachten ein. Mit Holzofen beheizt und von Kerzenlicht erhellt. Ich beziehe eines der drei Stockbetten im Sechserzimmer. Die nächsten Tage müssen wir uns selbst um Holz für den Ofen und Wasser im Kanister kümmern. Vier Tage ohne Strom und fließend Wasser, leben in und mit der Natur.
Außer Micha, mir und unseren Freunden nehmen zehn weitere Gäste an der Tour teil, für meinen Geschmack eine etwas zu große Gruppe. Auf der Tour werden wir aufgeteilt, das ist schon angenehmer.
Gemeinsame Erkundung vom Schlittenhundecamp
Hendrik ist der Besitzer des Camps und fährt selbst Schlittenhunderennen. Bei einer ersten Runde über das Gelände gehen wir in zwei Zwinger mit drei Grönlandhunden und zwei Alaskan Malamutes. Mein Herz macht erste Purzelbäume, endlich kann ich die Hunde hautnah begrüßen und streicheln. Ihr Fell ist weich bis struppig und ganz besonders dicht. Kein Durchdringen zur Haut. Das hält sie warm, auch bei minus dreißig Grad im Schnee.
Die Hunde sind selbst auch ganz verzückt und wissen wohl sogleich, dass es morgen wieder auf Tour geht. Die Grönländer sind viel aufgeregter und springen von einem zum anderen, die Malamutes bleiben im Vergleich dazu relativ gelassen.
Am Fluss machen wir unsere Stirnlampen aus und stehen für einen Moment in nahezu absoluter Dunkelheit, als Hendrik anfängt wie ein Wolf zu heulen. Es dauert nur einen kurzen Moment, da fallen gefühlt alle sechzig Hunde ein. Ein beeindruckender Klang, der mich wahrhaftig im Schlittenhundecamp ankommen lässt.
Wir finden uns in der mollig warme Kota mit Lagerfeuer zum Abendessen und erstem Kennenlernen ein. Erzählen wo wir herkommen, was wir so machen. Die üblichen Gespräche unter Reisenden. Danach falle ich müde ins Bett. In dieser Nacht werde ich mehrmals von heulenden oder bellenden Hunden aufgeweckt. Sie können den nächsten Tag nicht mehr erwarten.
Die Fahrt mit Schlittenhunden durch Schwedens Winterlandschaft beginnt
Dann geht es los. Warm eingepackt, mit heißem Tee in Thermoskannen versorgt, verteilt Hendrik nach dem Frühstück die Hundegespanne an alle Gäste. Außerdem zeigt er uns wie wir den Schlitten steuern können und weiht uns in die Kommandos für die Hunde ein.
Anschließend nutzen Micha und ich die Zeit, gehen in die Zwinger und freunden uns mit Baldy, Nook und Arnag an. Zwei Alaskan Malamutes und Arnag, eine Grönlandhündin. Baldy ist unser Leader, ein stolzer und kräftiger Hund. Nook ist eindeutig der Jüngste, etwas schüchtern und läuft im Gespann hinten. Arnag, die feine Lady läuft neben Baldy. Ich erzähle den Hunden von meiner Freude hier zu sein und wie gespannt ich auf die Fahrt mit ihnen bin. So gewöhnen sie sich an meine Stimme.
Unter Gebell und Geheul bringen wir nach und nach die Hunde in den Transporter, fahren zum Startpunkt und stellen dort die Schlitten der Reihe nach auf. Ein Hund nach dem anderen wird mit dem Geschirr an die Schlitten gespannt. Währenddessen werden wir wieder von einem ohrenbetäubendem Bellen, Heulen und Winseln begleitet. Eins ist schnell klar, die Hunde warten ungern.
Mit dem Kommando „Okay, hop!“ geht es endlich los. Die Hunde ziehen freudig an und wir gleiten in zwei Gruppen aufgeteilt mit Hendrik und den Guides David und Michel über den verschneiten Weg. Juhu! Während der Schlittenfahrt höre ich nur das Knirschen des Schnees unter den Kufen und die hechelnden Hunde. Ein kühler Wind bläst mir die frische Winterluft ins Gesicht. Ansonsten ist es still.
Bleiben die Schlitten stehen, ist es vorbei mit der Ruhe. Aufgeregtes Bellen, Heulen und Winseln, bis es endlich weitergeht. Die Hunde wollen immer weiter.
Hin und wieder sehen wir Rentierspuren neben dem Weg, nur die Tiere bleiben irgendwo in den Wäldern verborgen. Hier gibt es außerdem Elche und Bären, die gerade Winterschlaf machen. Auch Wölfe leben gut versteckt im Wald. Manchmal hat man Glück und kann auch ihre Spuren im Schnee entdecken, erfahren wir.
Die Sonne bleibt hinter der dichten Wolkendecke verborgen. Dafür gibt es Hoffnung auf Schneefall. Die Hunde traben vor sich hin, immer die Ohren nach hinten gerichtet, um meinen Kommandos zu lauschen. Ich muss sie eher zügeln als anfeuern, denn der nächste Schlitten ist schnell eingeholt und überholen ist nicht erlaubt. Die Hunde könnten sich in die Wolle bekommen. Denn so unterschiedlich ihre Charaktere sind, so wenig verstehen sie sich untereinander außerhalb ihres Rudels. Weil die Hunde eigentlich schneller und weiter laufen wollen, lobe ich sie regelmäßig mit einem „Ja fein!“.
Im Naturcamp für die Nacht
Als wir an unserem Platz für die Nacht ankommen, stoppe ich den Schlitten mit einem „Und steh!“. Zu allererst werden die Hunde alle der Reihe nach an einer langen Leine festgekettet. Dann geht es ans Wasser holen, Zelte aufbauen, Feuer machen. So fühlt sich leben in der Natur an. Die Hunde bekommen Wasser und gefrorenes Fressen muss für sie portioniert werden. Für uns kochen wir Wasser für Tee und anschließend unser Abendessen. Dazwischen gehe ich und auch die anderen immer wieder zu den Hunden. Wir streicheln sie, reden mit ihnen.
Nach dem Essen sitzen wir im Zelt unterhalten uns, trinken Glühwein mit einem ordentlichen Schuss. Wir lauschen gespannt Hendriks Erzählungen von seinen Schlittenhunderennen über mehrere Tage durch die eisige Wildnis. Wie er in einen üblen Schneesturm geraten ist und diesen dank Überlebenszelt überstanden hat. Die Naturgewalten treiben die Menschen bei diesen Rennen ganz schön an ihre Grenzen.
Eigentlich sind wir alle schon ziemlich müde, bleiben trotzdem noch wach. Kurz vor zwölf richten wir unser Bett im Freien her, eine Plane und Schlafsack. Unsere gesamte Gruppe hat sich dazu entschlossen im Schnee zu schlafen. Wann hast du dazu schon einmal die Gelegenheit?
Es ist Silvesternacht und wir hoffen auf Nordlichter, aber der Himmel zieht immer wieder mit neuen Wolken zu. Es fängt an zu schneien und dabei bleibt es in dieser Nacht. Dieses Spektakel wäre in der Silvesternacht schon etwas sehr besonderes gewesen, eine Art natürliches Feuerwerk, schade eigentlich. Ich muss wohl noch einmal in den hohen Norden reisen, um Polarlichter zu sehen. Vielleicht dann nach Lappland zu den Weihnachtselfen?
Um zwölf wünschen wir uns fröhlich mit Wunderkerzen in der Hand ein gutes neues Jahr. Dann gehen wir ins Bett. Schnell raus aus Stiefel und Overall, in den Schlafsack und unter die Plane. Umgeben von Schnee und auf uns niederfallenden Schneeflocken schlafe ich ein. Die Hunde sind auch in dieser Nacht ziemlich unruhig, trotzdem schlafe ich wunderbar in der kalten Winterluft. Am nächsten Morgen liegt frischer Pulverschnee und die Landschaft wirkt mit den weißen Baumwipfeln noch winterlicher als am Tag zuvor.
Weiter geht es mit den Schlitten im frischen Schneevergnügen
Aufgewärmt brechen wir nach dem Frühstück auf ein Neues mit den Schlitten auf. Gleiten über den Pulverschnee durch den Wald. Heute sind die Hunde nicht mehr ganz so motiviert wie am Tag zuvor. Ob ich sie wohl zu sehr verwöhnt habe?
Die Rückfahrt geht gefühlt schneller vorbei und ehe wir uns versehen, sind wir wieder im Camp. Die Hunde zurück in die Zwinger gebracht, Ofen eingeheizt, Schlafsäcke zum Trocknen aufgehängt, Wasser für Tee gekocht, ist das Vergnügen auch fast schon wieder vorbei. Nur noch ein Abendessen und eine Nacht in der Blockhütte.
Das alles hier gibt mir das Gefühl von einem echtem Naturerlebnis. Weit weg von der mir so vertrauten Zivilisation, ein Leben mit Tieren in und mit der Natur und ihren Regeln, Bedingungen. Nicht umgekehrt. So fühlt sich Natur an. Einzig die Beschaffung von Nahrungsmitteln haben wir nicht selbst übernommen, ein wenig gewohnte Zivilisation ist doch noch da, aber nur ein klein wenig …
Die weiße Schneedecke und das dämmrige Licht laden zu Gemütlichkeit ein. Aufheizen und Zurücklehnen in der Sauna im Camp. Mit Blick nach draußen in die Dunkelheit der Nacht. Die heiße Dusche im Freien gibt mir ein unglaublich frisches Gefühl zurück. Nach all der Anstrengung der letzten Tage. Denn ja, die Tage waren körperlich anstrengend, aber wohltuend. Ich falle überaus entspannt ins Bett und schlafe tief in dieser Nacht. Auch von den Hunden ist nichts zu hören. Ob es ihnen nach unserem gemeinsamen Ausflug genauso geht? Oder sind sie einfach nur zufrieden wieder in gewohnter Umgebung von ihrem Rudel zu sein?
Was sagst du, wäre das auch ein Erlebnis für dich? Oder hattest du schon einmal eine ähnliche Naturerfahrung? Erzähl mir davon in den Kommentaren.
Die wichtigen Punkte für deine Reiseplanung in der Übersicht
Touranbieter:
- Schlittenhundetouren Schweden in der südlichsten Bergregion Schwedens, im Gebiet des Fulufjäll-Nationalparks und des Fedungfjäll-Reservats
Ausrüstung:
- qualitativ gute Skikleidung (Thermounterwäsche, Skisocken, Jogginghose, Fleecepullover, Handschuhe, Schal, Mütze)
- zusätzlich Ausleihen: Overall (Wärme und Schutz), Stiefel (mit dicker Sohle und gut gefüttert), Schlafsäcke mit Inlay (für Minusgrade)
- Stirnlampe, Thermoskanne (kann auch ausgeliehen werden)
- Kamera (Ersatzakku wegen Kälte)
Anreise:
- von Oslo den Bus nach Trysil, hier Abholung vom Camp
(3 Stunden plus 1,5 Stunden Fahrt) - eigene Anreise mit dem Auto
Gruppen:
- Neujahrstouren bis zu 14 Personen mit drei Guides, 2 Personen pro Schlitten bzw. ein eigener nur auf Anfrage
- sonstige Touren 6 bis 8 Personen, eigener Schlitten
Unterkunft:
- Hütte mit Sechser- und Viererzimmer, sowie weitere Betten im Haupthaus
- unterwegs zwei Zelte oder Blockhütte je nach Route
- Plumsklo bzw. Naturklo unterwegs
- kein Strom, kein fließend Wasser
- Sauna mit heiße Eimerdusche im Camp
Verpflegung:
- Frühstück mit veganen Alternativen auf Anfrage vorab
- Brotzeit zu Mittag
- Abendessen:
Lachs, Kartoffeln, Salat
veganer Gemüseeintopf, Kartoffeln, Salat
Chili con Carne bzw. Chili sin Carne
Elch, Rind gegrillt, Kartoffeln, Bratensoße, Salat
veganes Grillgemüse, Soße, Kartoffeln, Salat
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Das klingt nach einem sowohl frostigen als auch herzerwärmenden, einmaligen Abenteuer. Spannung pur beim Lesen. Vielen lieben Dank für’s Teilen dieser wunderbaren Erfahrung – Skandinavien mach dich gefasst, bald bekommst du Besuch von mir, die Nordlichter stehen ganz oben auf meiner Watch-List. Schade, dass ihr sie diesmal nicht sehen konntet Yvonne. Naja, die nächste Reise kommt bestimmt! 😉
Liebe Romana,
danke deine schönen Worte. Es freut mich sehr, dass ich dich mit meinem Artikel so mitreißen konnte.
Genau, die Nordlichter stehen erst mal wieder auf meiner Liste, Island wäre toll oder Lappland. Hast du schon eine Idee wohin dich deine Skandinavienreise bringen wird? Ich drücke dir auf jeden Fall ganz fest die Daumen für dein Nordlichterlebnis!
Auf eine wunderbare nächste Reiseerfahrung!
Liebe Grüße
Yvonne
Hallo ihr Lieben!
Von euch inspiriert, sind wir dieses Jahr auch vor Ort! Freuen uns schon sehr drauf 🙂
Danke für das Teilen dieses Erlebnisses!
Eine Frage hätte hätte ich noch an euch zum Thema Kameraequipment…. Ist hier etwas spezielles von Nöten, das vor der Kälte schützt? Wie waren eure Erfahrungen? Ich war noch nie bei solchen Temperaturen mit meiner Kamera unterwegs….
Über jeden Tipp bin ich sehr, sehr dankbar!!!
Viele liebe Grüße aus Nürnberg,
Jenny
Liebe Jenny,
wie schön, dass ihr auch eine Schlittenhundetour plant! Umso mehr freut es mich, dass ich euch mit meinem Erlebnisbericht dazu inspirieren konnte. Du musst unbedingt berichten wie es euch gefallen hat. Sehr gerne auch in Bildern und Videos!
Wir hatten zum Glück keine Probleme mit der Kamera. Bei unserer Tour waren es „nur“ -10 Grad, die Kälte hielt sich also in Grenzen und ist dort auch recht trocken. Trotzdem können der Akku, Kamera und Objektiv unter kälteren Temperaturen leiden, auch Kondenswasser kann ein Problem werden. Hier ein Artikel, der auf diese Problematik eingeht und Tipps gibt: http://fotoschule.fotocommunity.de/kamera-kaelte-diese-17-tipps-bringen-dich-sicher-durch-den-winter/ Ich hoffe, das hilft dir weiter.
Ganz liebe Grüße an euch zwei
Yvonne
Hi Yvonne,
Wow. Ich bin noch immer geflasht von unserem Trip! Danke für die Tipps, ehrlich. Dadurch hab ich nochmal ein gutes Gefühl für Kamera und Kälte bekommen, nach der Recherche.
Und das Ergebnis ist auch schon fertig und kann hier betrachtet werden:
https://vimeo.com/198250162
Danke für die Inspiration, diese Reise anzugehen!
Die besten Grüße,
jennifi
Wow, Jennifer, dein Video ist wunderschön! Ich habe mich beim Anschauen sofort ein Jahr zurück versetzt gefühlt. Danke dir, dass du dieses Erlebnis mit so tollen Momenten eingefangen hast. Tipps habe ich dir gerne gegeben, und dass ich dich zu dieser Reise inspiriert habe, macht mich glücklich, ehrlich.
Ich bin schon gespannt, wo es als nächstes für dich hingeht und welches wundervolle Video du dann wieder zauberst.
Liebe Grüße
Yvonne