Es regnet in Strömen. Meistens. Manchmal lässt der Regen nach und ein paar Sonnenstrahlen blitzen kurz durch die Wolken. Dann fängt es wieder an. Seit zwei Tagen sind wir auf Bohol. In Cebu gelandet, haben wir die nächste Fähre auf eine der philippinischen Inseln genommen. Seither zeigt sich das Land in grau. Unsere Unterkunft ist etwas außerhalb der Kleinstadt Tagbilaran, direkt am Meer. Und ja, der Ausblick auf das Meer lässt erahnen, dass dieser mit Sonnenschein ganz schön sein kann.
Ein Tag in Tagbilaran
Wir ziehen einfach los in die Stadt und weil es nicht aufhört zu regnen, stolpern wir ganz schnell in eines der beiden Shoppingcenter. Hier gibt es Fastfood Restaurants, Shops für Elektronikartikel, Spielzeug, Kleidung. Im Erdgeschoß ist ein großer Supermarkt. In der Mitte befindet sich eine Freifläche mit einer Bühne und kleinen Ständen mit Softeis, Snacks, Fruchtsäften und -shakes.
Auf der Bühne findet am Wochenende regelmäßig Programm statt. Heute ist ein Gesangswettbewerb für Kinder, der „Star of Bohol Contest“. Die Mädchen treten nacheinander in ihren knallbunten Kleidern und mit viel Schminke im Gesicht auf die Bühne und geben einen Herzschmerzsong zum besten. Das wird nicht das letzte Mal sein, dass wir eine Veranstaltung wie diese erleben. Die Filipinos singen für ihr Leben gern, auch Karaoke ist bei ihnen ganz groß.
Wir gehen weiter in die oberen Etagen, dort gibt es ein Kino mit amerikanischen Hollywoodfilmen und philippinischem Programm. Für weniger als zwei Euro kaufen wir uns ein Ticket und schauen uns Lone Survivor an.
Inseltour auf Bohol
Am dritten Tag regnet es immer noch. Trotzdem wollen wir endlich etwas von der Insel sehen und weil uns bei diesem Wetter ein Auto mit Fahrer recht sinnvoll erscheint, verzichten wir auf einen Roller und ziehen stattdessen mit dem Fahrer Bebot los, eine Empfehlung von anderen Reisenden unserer Unterkunft.
Es ist immer wieder schön raus aus der Stadt zu kommen und endlich sehen wir etwas vom Land. Die Landschaft Bohols ist wunderschön, die Wälder mit Bananenbäumen, Palmen und die Reisfelder sind leuchtend grün. Trotz des Regens kann ich meinen Blick nicht von der Scheibe nehmen und versuche so viele Eindrücke wie nur möglich aufzunehmen. Ich habe schon jetzt so ein Gefühl.
Der Tarsier – Kleines Tier mit ganz großen Augen
Erster Stopp ist die Tarsier Conservation Area bei Loboc. Hier kannst du Tarsiere oder auch Koboldmakis beobachten. Mit Regenschirmen versorgt, machen wir uns auf die Suche nach den nachtaktiven Tieren, die sich von Insekten ernähren. Sind die nicht goldig?
Die Koboldmakis können ihren Kopf um 180 Grad drehen und ihre Augen sind im Verhältnis zum Körper 150 Mal größer als die Augen von uns Menschen. Krass! Sei besonders leise bei deinem Besuch und halte Abstand, denn Stress durch Lärm, Blitzlicht oder Berührungen bringt sie dazu Selbstmord zu begehen. Und das wollen wir definitiv nicht! Bei unserem Besuch ist es tatsächlich sehr ruhig, nur der Regen plätschert von den Blättern auf den Boden. Alle Besucher verhalten sich so leise wie möglich, wie es die Schilder verlangen.
Außerdem gibt es das Philippine Tarsier Sanctuary bei Corella. Wie ich im Nachhinein erfahren habe, werden in der Conservation Area die Koboldmakis wohl über Nacht in Käfige gesteckt. Im Sancutary sollen die Tierschutzbedingen weitaus besser sein und die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung leben. Jenny und Sebastian von 22places haben das jedoch ganz anders wahrgenommen und haben deshalb beide Orte besucht.
Sehr schön sind auch ihre Fotos vom Sonnenaufgang über den Chocolate Hills. Unser nächstes Ziel. Ich sehne mich auch nach Sonnenschein, ja, sogar sehr. Trotzdem spüre ich eine sanfte Zuneigung für dieses Land, seine Menschen, seine Natur. Erst nur ganz leicht, doch wird dieses Gefühl im stärker.
Die Schokoladenhügel von Bohol
Die Chocolate Hills sind das Wahrzeichen von Bohol. Die 1268 grasbewachsenen Hügel sind ein einzigartiges Naturphänomen. Während der Trockenzeit erhalten die Hügel ihren schokoladenbraunen Farbton. Die Wissenschaft ist sich nicht ganz einig darüber wie die Hügel entstanden sind, es gibt dazu verschiedene Theorien. Auf den Schildern beim Aussichtspunkt in Carmen steht folgende Erklärung: Die Hügel waren ursprünglich Korallenriffe, deren Ablagerungen unter Einfluss von Regen und Erosion die Chocolate Hills geformt haben. Spannend!
Was ich noch viel schöner finde, sind die Legenden, die um die Hügelformationen kursieren. Zwei Riesen bewerfen sich mit Sand und Steinen bis sie doch Freundschaft schließen und die Insel einfach so hinter sich lassen. Oder ein Riese verliebt sich in die Tochter eines Häuptlings. Als diese stirbt, ist der Riese todunglücklich und seine Tränen verwandeln sich in die Chocolate Hills. Noch mehr Legenden und wissenschaftliche Erklärungen findest du auf Wikipedia.
Von Raupen und Schmetterlingen
Ein weiterer Halt ist das Simply Butterflies Conservation Center. Hier lernen wir von unserem Guide, der uns enthusiastisch durch das Center führt, dass aus einer „schönen“ Raupe einmal ein „hässlicher“ Schmetterling, um genau zu sein ein Nachtfalter wird. Aus einer „hässlichen“ Raupe dafür ein „schöner“ Schmetterling. Verrückt, oder? Leider hat die Vielfalt der Schmetterlinge unter dem Wirbelsturm im Oktober 2013 gelitten. Aber die Menschen hier sind sehr bemüht die Arten zu erhalten.
Die Aufklärung der Bevölkerung ist ein wichtiges Thema. Denn lange glaubten die Filipinos, dass Schmetterlinge Menschen verletzten oder sogar töten könnten. Deshalb wurden die Schmetterlinge einfach getötet oder gefangen genommen und verkauft. Jetzt gibt es ein Programm, das die Menschen aufklärt und sie dafür bezahlt Schmetterlinge zu züchten, um damit die wilde Population zu schützen. Außerdem lässt das Center eine bestimmte Zahl an gezüchteten Schmetterlingen in die Natur frei, um dort den Bestand zu sichern.
Die Spuren des letzten Erdbebens auf den philippinischen Inseln
Bei unserem Besuch im Januar 2014 sind die Schäden durch das letzte schwere Erdbeben und dem Wirbelsturm im Oktober 2013 immer noch sichtbar. Wie hier in Loboc. Die Kirche San Pedro Apostel ist stark zerstört und kann nicht mehr betreten werden. Auch gibt es Risse im Asphalt und halb eingestürzte Gebäude.
Bebot erzählt uns, dass in seinem Haus zwei Zimmer des oberen Stockwerkes eingestürzt sind. Zum Glück wurde niemand von seiner Familie verletzt. Auch am Loboc River machen wir einen kurzen Halt, der normalerweise friedlich und smaragdgrün erscheint.
Ein Marktbesuch gehört dazu
Ich frage Bebot, ob es in der Nähe einen Markt gibt, weil ich so gerne auf Märkte gehe, um den Alltag der Einheimischen zu sehen und Obst und Gemüse des Landes zu entdecken. Ich habe Glück und wir machen Halt auf dem Markt in Loay.
Die Stände sind mit Planen bedeckt. Überall bilden sich kleine Rinnsale und tropfen auf den Boden, auf dem sich immer größer werdende Pfützen bilden. Viel ist nicht mehr los, es ist auch schon etwas spät für einen Marktbesuch. Ein alter Mann wirkt etwas überrascht und fragt ganz freundlich, woher wir kommen. Hier besuchen wohl nicht viele Reisende den Markt, zumindest nicht an einem Regentag wie heute. Wir kaufen etwas Obst und fahren weiter.
Kirchen bestimmen das Bild in den Orten auf der Insel
Die meisten Filipinos auf Bohol sind christlich. Das habe ich anfangs als sehr ungewöhnlich empfunden, da auf unserer Reise durch Südostasien bisher der Buddhismus bestimmend war. Doch hier beherrschen christliche Kirchen aus der spanischen Kolonialzeit das Bild.
Die älteste Steinkirche der Philippinen steht in Baclayon und wurde während des Erdbebens zum Teil schwer beschädigt. Wir werfen einen Blick in das Innere. Eine sehr bedrückende Stimmung kommt auf beim Gedanken, dass Naturgewalten ein so mächtiges Gebäude zerstören können.
Pläne für den nächsten Tag: Pamilacan Island
Hier am Hafen von Baclayon werden wir am nächsten Tag auf die Insel Pamilacan übersetzen. Dann kommt hoffentlich bald wieder die Sonne zum Vorschein. So geht auch unser Tag mit Bebot zu Ende. Trotz Regen, ein schöner Tag!
Nein, es sind nicht das Sanctuary oder das Conservation Center an sich, auch nicht die Orte, die wir auf unserem Weg durchqueren. Vielmehr sind es die Menschen, die diese Orte zu dem machen was sie sind. Ihre Geschichten und Ansichten. Die Natur, die so beeindruckend, so grün, so voller Leben ist. All das zusammen gibt mir dieses Gefühl von frischem Verliebtsein. Mit Gribbeln voll Vorfreude auf mehr. Es ist schön dieses Gefühl. Auf Reisen Zuneigung für ein Land zu haben. Ich weiß schon jetzt, das wird nicht mein letztes Mal auf den Philippinen sein.
Na, habe ich deine Neugier für dieses Land geweckt? Falls du noch mehr Inspiration für die Philippinen brauchst, dann helfen bestimmt die Geheimtipps von verschiedenen Reisebloggern in diesem Artikel von Home is where your bag is.
Hast du dich schon einmal in ein Land oder einen Ort verliebt? Ich bin neugierig und freue mich, wenn du davon in den Kommentaren erzählst.
Anreise:
Von Manila nach Tagbilaran mit dem Flugzeug
Von Cebu nach Tagbilaran mit der Fähre