Der Duft von verschiedenen Gewürzen hängt in der Luft. Umringt von Büchern sitzen ein Paar, zwei Freundinnen und eine Frau an den Tischen verteilt. Sie unterhalten sich in angenehmer Lautstärke. Die Frau liest ein Buch. Es ist sehr ruhig im Vergleich zu den für Verkehrslärm bekannten Großstädten von Vietnam. Zum Duft der Gewürze kommt noch ein anderer dazu, es riecht nach frisch gebratenen Gemüse. Mir gefällt die Atmosphäre auf Anhieb. Ein Buchladen und Restaurant zugleich. Bunte Bücherregale ziehen sich um die essenden Menschen. Ich bin in Hoi An und wie viele Reisende möchte ich hier einen Blick in die fremden Kochtöpfe werfen und vietnamesisch kochen lernen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ich werde hier einen echten Geheimtipp entdecken.
Die vietnamesische Küche
Die vietnamesische Küche ist sehr abwechslungsreich. Ein Mix aus frischen und gekochten Zutaten bestimmen die meisten Gerichte. Eine Vielzahl von Kräutern und Gewürzen findet Verwendung in den Speisen und macht die vietnamesische Küche zu einer der geschmacksintensivsten, die ich bisher kennengelernt habe. Wahre Genussfreuden warten hier auf dich!
Hoi An – bekannt für kulinarischen Genuss
Hoi An ist ein nettes Städtchen mit einer historischen Altstadt und neben der Vielzahl an Schneidereien bekannt für seine gute Küche auf den Straßen und in den Restaurants. In Hoi An gibt es einige Möglichkeiten über verschiedene Anbieter an einem Kochkurs mit Marktbesuch teilzunehmen. Davon berichten Marion von Escape from Realty und Ina von Genussbummler. Doch ich habe es gerne noch authentischer. Am liebsten lerne ich Einheimische kennen und lasse mir ein Rezept von ihnen geben oder lerne sogar direkt von ihnen. Für diese Gelegenheiten gehört es dazu offen durch die Welt zu reisen und immer die Augen aufzuhalten.
Als Micha und ich wie so oft einen Blick auf die Restaurants auf Tripadvisor werfen, stand weit oben ein vegetarisches Restaurant. Das klingt toll und wie sich herausstellen sollte, lohnt sich ein Besuch nicht nur wegen des Essens. Das Restaurant befindet sich nördlich der Altstadt. Abseits vom großen Touristentrubel. Vor dem Restaurant steht ein Schild mit dem Namen Minh Hien. Vorbei an Regalen voller Bücher führt der Weg zu ein paar Tischen im hinteren Teil des Raumes. Das Restaurant wird von einer sehr freundlichen Familie betrieben. Ein Durchgang gibt den Blick auf die Küche und den Wohnraum der Familie frei. Es herrscht eine sehr angenehme und gemütliche Atmosphäre.
Auf der Karte gibt es eine Reihe an lokalen Gerichten wie Cao Lau oder Weise Rose (bahn bao). Cao Lao ist wohl das bekannteste Gericht aus Hoi An. Eine stark gewürzte Brühe mit dicken Nudeln, Salat, Minze, Gemüse und gebratenem Tofu, anstelle von Schweinefleisch. Weiße Rose sind traditionell mit Garnelen gefüllt Teigtaschen, hier natürlich eine vegetarische Variante. Außerdem gibt es frische Sommerrollen, frittierte Frühlingsrollen, einen Bananenblütensalat, was sehr spannend klingt. Gegrillter Tofu mit Gemüse im Bananenblatt gedünstet, Gemüse in süßsaure Soße und mehr.
Die Entscheidung fällt nicht leicht, das klingt alles gut. Am Ende bestellen wir uns einen Bananenblütensalat, Wonton (frittierte Teigtaschen), Cao Lau, frische Sommerrollen, ein Curry und zum Nachtisch Pancake mit Bananen und Schokosoße. Sechs Gänge, die wir uns zu zweit teilen und mehr als satt werden.
Los geht es mit den frischen Sommerrollen und die sind schon sehr lecker, schmecken nach knackig, frischem Gemüse und Kräutern. Auch die Woton und das Cao Lau schmecken großartig. Das Cao Lau ist eine Mischung aus gebratenen und frischen Zutaten mit einer undefinierbaren Gewürzmischung. Diese Kombination aus frischen und gekochten Zutaten ist genau das, was ich so an der vietnamesischen Küche liebe. Am allerbesten schmeckt mir der Bananenblütensalat. Ein doch so ungewöhnliches Gericht, denn ich habe bisher nur die Früchte der Bananenstaude gekannt. Auch das Curry ist fein und der Nachtisch macht uns vollends satt. Jedes Gericht ist auch für die Augen liebevoll und einladend angerichtet. Dazu ein kühles Bier, das Bia Hoi oder ein frischer Fruchtshake.
Es ist soweit: Vietnamesisch Kochen lernen in Omas Küche
Beim Blättern durch die Speisekarte entdecke ich, dass die Familie auch Kochkurse anbietet. Fantastisch! Gesagt, getan, am nächsten Tag stehen wir mit der Großmutter, der Enkelin und dem Enkel als Übersetzer in der Küche. Und wir sind tatsächlich nur zu zweit, wunderbar.
Es kann losgehen! Erst einmal dürfen wir uns vier Gerichte von der Speisekarte aussuchen. Natürlich ist der Bananenblütensalat (banana blossom salad) dabei. Das frische Gemüse, die Kräuter und Gewürze stehen bereits liebevoll aufgebaut bereit.
Wir kochen nicht etwa in der Restaurantküche, sondern stehen in der Wohnung der Familie. Der Enkel, leider weiß ich seinen Namen nicht mehr, erzählt, dass seine Großmutter ganz allein für die Gäste im Restaurant kocht. Wow! Die drei sind total lieb und sehr bemüht uns das Kochen der ausgewählten Gerichte beizubringen. Wir schnippeln fleißig, rühren, braten und richten gemeinsam an.
Ein Hinweis für dich, beim Kochen mit der Großmutter geht viel nach Gefühl, deshalb sind meine Mengenangaben nur Orientierungswerte. Am besten du probierst es einfach selbst aus.
Rezept: Bananenblütensalat (vegan)
Für zwei große Portionen
Grundlage Soßen
Als erstes beginnen wir mit der Vorbereitung zweier Soßen.
Dazu setzen wir eine süßsaure Soße in zwei Varianten an.
Dafür nehmen wir:
1 Karotte in sehr kleine Würfel schneiden
und in
4 El Wasser
kurz kochen und abkühlen lassen.
Süßsaure Soße Variante Zitronengras:
1 EL vom Karottenwasser
dazu 2 TL Agavendicksaft (alternativ Zucker)
1 TL Salz
1 TL Zitronensaft
2 Knoblauchzehen
1/2 TL Zitronengras
in eine kleine Schale geben und gut vermischen.
Süßsaure Soße Variante Chili:
1 EL vom Karottenwasser
dazu 2 TL Agavendicksaft (alternativ Zucker)
1 TL Salz
1 TL Zitronensaft
2 Knoblauchzehen
1 Chili
in eine kleine Schale geben und gut vermischen.
Bananenblütensalat
Hierfür benötigst du folgende Zutaten:
100 g Austernpilze klein schneiden
150 g Tofu in dünne Streifen schneiden
1 Msp Pfeffer
5-Gewürze-Pulver:
je 1/2 TL
- Gewürznelken
- Kardamom
- Zimt
- Szechuanpfeffer
- Sternanis
Die fünf Gewürze im Mörser zerstoßen.
Alle Zutaten in
1 TL Öl anbraten und abkühlen lassen.
Bananenblüte aus dem Asialaden (alternativ Chicorée, im Vergleich sehr bitter)
in sehr feine Streifen schneiden und in eine Mischung aus
1/2 TL Salz
2 TL Zucker
2 EL Reisessig (oder wahlweise Zitronensaft)
legen.
1/2 Zwiebel in Scheiben schneiden und die
Soße Variante Chili, das
angebratene Gemüse,
1 EL süßsaure Soße Zitronengras dazugeben.
1/2 rote Zwiebel in feine Scheiben schneiden und in
1 EL Öl anbraten und abkühlen lassen.
Alle Zutaten zusammen anrichten und eine
Handvoll frische Minzblätter und eine
Handvoll geröstete Erdnüsse darüber verteilen.
Das Rezept ist etwas aufwendiger, aber das Ergebnis ein Genuss. Lass es dir schmecken!
Außerdem wählen wir noch gegrillten Tofu mit Gemüse im Bananenblatt gedünstet, Kurkumanudeln (turmeric) mit Gemüse und ein Gemüse süßsauer.
Noch mehr asiatische Leckerbissen-Rezepte gibt es hier oder hier.
Das vietnamesisch Kochen mit der Großmutter ist eine wahre Freude. Die liebe Frau ist sehr geduldig mit uns und ihr Enkel steht uns als Übersetzer tatkräftig zur Seite. Ein Vormittag mit viel Spaß und der vegetarische Kochkurs ein echter Geheimtipp! Tatsächlich waren unsere Gerichte alle vegan.
Insgesamt waren wir drei Mal einschließlich Kochkurs im vegetarischen Restaurant essen und wenn ich heute an Vietnam und seine Küche denke, fällt mir als erstes das Minh Hien in Hoi An ein. Der Geschmack des Banana Blossom Salads liegt mir noch immer auf der Zunge.
Wie ich gesehen habe, hat sich in den letzten zwei Jahren einiges getan und verändert. Das Restaurant ist größer geworden, die Kochkursgruppen auch und es gibt eine Restaurant- Website.
Na, Appetit? Hast du auch schon einen Kochkurs in Asien gemacht? Wie waren deine Erfahrungen?
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Das klingt doch richtig lecker, wir werden es mal ausprobieren.
Lieber Thomas,
das freut mich! Lass mich gerne wissen, wie es euch geschmeckt hat. Viel Freude beim Kochen!
Liebe Grüße
Yvonne
Pingback: Vietnam - veganer Kochkurs in Hoi An - MARYLYAN
Mir gefiel, dass alles auch vegan ist – einfach so. Hier muss ich mich immer rechtfertigen, wenn ich in meinem Umfeld vegan koche. Eine Superidee – die Chance für einen privaten Kochkurs zu haben und wahrzunehmen. Ich habe bei früheren Reisen immer noch Kochbüchern Ausschau gehalten. Vielleicht versuche ich auch etwas nachzukochen, aber es bedeutet, dass man gewisse Sachen extra einkaufen muss. Ich weiß nicht, wie es anderen geht. Aber ich finde, die Versuchung zuviel einzukaufen und es nachher nicht zu verbrauchen ist oft sehr groß.
Das stimmt, in diesem Restaurant wird es einem sehr einfach gemacht mit der vegetarischen, veganen Küche, das fand ich auch toll! Meist braucht man nicht einmal besonders viel extra zu kaufen oder muss es nur einmal besorgen in einem Asialaden. Streng nach Rezept einkaufen, kann helfen der Verlockung all der leckeren Zutaten zu widerstehen, was ich gut nachvollziehen kann. Oder einfach noch einmal kochen, es ist ja so lecker!